Der Sennestadtverein
Der Sennestadtverein

Sennestadtarchiv

Heimatkundliche Sammlungen

Geschichte des Archivs

Aus der Broschüre "25 Jahre Sennestadtverein e.V." von 2008

Horst Vogel
Das Sennestadtarchiv
 
Archiv der Stadt Sennestadt
Die noch junge selbständige Sennestadt, die 1965 das Stadtrecht erhalten hatte, überlegte bald, ein eigenes Archiv aufzubauen. Maßgeblichen Anteil hatte dabei der damalige Ortsheimatpfleger Ernst Neumann.


Durch Beschluss des Rates der Stadt Sennestadt vom 20. Juni 1968 wurde Ernst Neumann mit dem Aufbau eines Stadtarchivs beauftragt. Vorausgegangen war Anfang 1968 der von Ernst Neumann herbeigeführte Kontakt mit dem Landesamt für Archivpflege in Münster. Bei einem Besuch des Landesamtes bei der Stadt Sennestadt wurde im Beisein von Herrn Stadtdirektor Meyer über die Archivaufgaben einer Kommunalverwaltung gesprochen. Besondere Bedeutung sollte darüber hinaus der Dokumentation über die junge Sennestadt und über die Entwicklung des Senneraumes zukommen. Für die Unterbringung des Archivs war ein Nebenraum der Stadtbücherei im Keller des Hauses der Jugend vorgesehen.


Erste Aufgabe war, die an verschiedenen Stellen vorhandenen Akten, Schriften, Bücher, Zeitungsbände, Fotos, Dias und auch Tonbänder zu sammeln und in eine vorläufige Ordnung zu bringen. Die Dokumentation über die Entstehung und den Aufbau der Sennestadt war natürlich wesentlicher Bestandteil der Archivarbeit. In diesem Zusammenhang sind z.B. zu nennen die Unterlagen über den städtebaulichen Wettbewerb (eine Großsiedlung auf dem Gebiet der Gemeinde Senne II), die verschiedenen Bebauungspläne oder die umfangreiche Sammlung über Veröffentlichungen, Schriften, Pläne und Skizzen von Professor. Dr. Hans Bernhard Reichow.


Ein Archiv ist immer auch eine wichtige Informationsquelle für die interessierte Öffentlichkeit. Zu erwähnen sind die Besuche von Studenten, die eine Examensarbeit über die Sennestadt geschrieben haben. Die Titel der Arbeiten sind recht aufschlussreich: „Sennestadt als Beispiel moderner Stadtgründung" oder „Sennestadt, die Stadt im Grünen". Von diesen fast 50 Arbeiten ist je eine Ausfertigung im Archiv vorhanden.

 

Neue Räume für das Sennestadtarchiv
Die Archivräume im Keller des Hauses der Jugend wurden für die Jugendarbeit benötigt. Im April 1976 beschloss daher die Bezirksvertretung Sennestadt, das Sennestadtarchiv in den Kellerräumen des früheren „Pavillons" an der jetzigen Elbeallee unterzubringen. In dem Gebäude Elbeallee 70, das der Sennestadt GmbH gehört, befand sich viele Jahre das Baubüro von Professor Dr. Reichow. Dort war jetzt die Zweigstelle Sennestadt der Stadtbibliothek untergebracht. Vor dem Umzug waren noch Umbauten und Erweiterungen durchzuführen, damit auch das große Sennestadtmodell von Professor Dr. Reichow dort aufgestellt und einer breiteren Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden konnte.


Der Umbau und die Erweiterung des Gebäudes und die Einrichtung der neuen Archivräume mit Regalen und Schränken hatte einige Zeit gedauert. Die Gebäudeerweiterung brachte auch für die Stadtteilbibliothek bessere räumliche Mögichkeiten. Im Januar 1981 war alles fertig und konnte offiziell eingeweiht werden. In dem größten Kellerraum konnte das auf 5 mal 7 Meter erweiterte Sennestadtmodell präsentiert werden. Zur Ausstattung des Arbeitsraumes des Archivs war auch der Original-Torbogen des Kottengebäudes des Hofes Kracks (Haus Nr. 7) aufgestellt werden. Der alte Kotten, der im Bereich des Bullerbaches südlich der B68 stand, musste 1965 den Neubauten der Sennestadt weichen.

 

Mit der Gründung des Sennestadtvereins e.V. im November 1983 begann für das Sennestadtarchiv eine neue Ära. Auf Vereinsebene wurden mehrere Arbeitskreise gebildet. Zwei Arbeitskreise befassten sich mit Archivaufgaben: 1. Arbeitskreis „Wort und Schrift"  
Leitung Ernst Neumann; 2. Arbeitskreis „ Fotodokumentation" — Leitung Ulrich Schlawig


In beiden Arbeitskreisen wurde alte Senner Bürger angesprochen. Von ihnen kamen Schriften und Bücher über den früheren Senneraum und historisch bedeutsame Fotos aus Senne II und von der alten Sennelandschaft. Es wurden Fotoausstellungen mit heimatkundlichen Themen organisiert und Dia-Serien zusammengestellt. Die Mitarbeiter des Arbeitskreises haben alle besonderen Ereignisse wie z.B. Sennestadfest, Sennestädter Spieltage, Weihnachtsmarkt, Ausstellung „skulptur aktuell" u.a. im Bild festgehalten.

 

Veränderungen im Sennestadtarchiv
Mit Wirkung vom 1. Januar 1970 wurde das Amt Brackwede aufgelöst. Die Stadt Sennestadt wurde Rechtsnachfolgerin des aufgelösten Amtes Brackwede. Das Archiv des Amtes Brackwede, das in einem ehemaligen Luftschutzbunker untergebracht war, ging damals als „Erbe" in das Archiv der Sennestadt über. Die Sicherstellung dieses Archivmaterials und die Unterbringung in erweiterten Kellerräumen des Hauses der Jugend war wiederum Verdienst des Archivars Ernst Neumann.


Die kommunale Neuordnung ging mit Riesenschritten weiter. Am 1. Januar 1973 trat das Bielefeld-Gesetz in Kraft. Die bisher selbständige Stadt Sennestadt wurde ein Stadtbezirk in der neuen Stadt Bielefeld. Für das Archiv in Sennestadt ergaben sich zunächst keine Auswirkungen. Die Archivbestände des früheren Amtes Brackwede gehören jedoch grundsätzlich in die Verwaltung des zentralen Archivs der Stadt Bielefeld. Mit Rücksicht auf die engagierte Arbeit des Archivars Ernst Neumann wurde jedoch bis aufweiteres keine Änderung vorgenommen.

 

Sennestadtverein e.V. übernimmt die Betreuung des Sennestadtarchivs
Nach einer Vereinbarung vom 20. März 1987 zwischen der Stadt Bielefeld und dem Archivar Ernst Neumann wurden mit ausdrücklicher Zustimmung der Bezirksvertretung Sennestadt die städtischen Akten in Bezug auf Sennestadt bzw. Senne II an die Stadt Bielefeld (Zentralarchiv) abgegeben. Es wurde eine Übergangsfrist bis zum 31. Dezember 1988 für die Übergabe der Akten und für das Ende der Tätigkeit von Ernst Neumann vorgesehen. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass die heimatkundlichen Sammlungen (Heimatarchiv) künftig in voller Verantwortung vom Sennestadverein e.V. übernommen werden. Im Januar 1989 wurde der inzwischen 79 Jahre alte Ernst Neumann als Betreuer des Sennestadtarchivs verabschiedet.


Die innerhalb des Sennestadtvereins gebildeten Arbeitskreise hatten für das Archivwesen in den letzten Jahren vorbildliche Arbeit geleistet. Im Arbeitskreis „Wort und Schrift" war es insbesondere Herbert Zimmermann, der die eigentliche Archivarbeit systematisch und nach einem auf die Sennestadt bezogenen Ordnungsschema aufbaute. Im Arbeitskreis „Fotodokumentation" hat Ulrich Schlawig die wesentliche Arbeit in Bezug auf die Zuordnung, Gruppierung und Beschriftung der zahlreichen Fotos und Dias geleistet.


Herbert Zimmermann war dann die Betreuung des unter der neuen Bezeichnung geführten Arbeitskreises „Archiv" übertragen worden. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Ehefrau Hildegard Zimmermann ihren Mann von Anfang an bei der Archivarbeit tatkräftig unterstützt hat. Sie hat insbesondere bei dem Aufbau und der Weierführung eines Zeitungsarchivs aktiv mitgeholfen. Aus den beiden Bielefelder Tageszeitungen werden alle Berichte über die Ereignisse in Sennestadt ausgeschnitten, aufgeklebt und sachlich und chronologisch geordnet. Eine weitere Mitarbeiterin war die in Senne II geborene Edith Rieck. Sie war durch ihre Kenntnisse in Orts- und Heimatgeschichte für ein Heimatarchiv sehr wertvoll.


Die Bestände des Archivs sind laufend erweitert worden. Es wurden gesammelt die Publikationen der Parteien und mehrerer Vereine, natürlich auch das Mitteilungsblatt des Sennestadtvereins, die Senne-Rundschau und ähnliche Blätter. Wertvolle Ergänzungen erhielt das Archiv auch durch Nachlässe bekannter Senner/Senne. städter Bürger. Zu nennen sind hier neben anderen die Namen von Horst R. H. Wasgindt (Grafiker, Maler und Autor), Heinrich Koch (Pädagoge, Heimatforscher) und Hans Vogt (Bürgermeister, 1. Vorsitzender des Sennestadtvereins).


Dem langjährigen Leiter des Sennestadtarchivs Herbert Zimmermann (inzwischen über 80 Jahre alt) folgte 2003 Horst Vogel. Die vorbildliche Arbeit von Herbert Zimmermann wird auch von Doris Wolk fortgesetzt. Sie führt das seit 1988 lückenlos bestehende Zeitungsarchiv weiter. Das Zeitungsarchiv bietet dem Sennestadtverein und allen Sennestädtern die Möglichkeit, bestimmte Ereignisse in Sennestadt nachzulesen oder zu recherchieren. Das könnte der Bericht über eine bestimmte Veranstaltung (Verein, Kirche oder Schule) sein oder die Berichterstattung über ein Firmen- oder Vereinsjubiläum. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Vertreter der Presse (Bielefelder Tageszeitungen) zum Sennestadtarchiv oder zum Stadtarchiv Bielefeld gehen, da die eigenen Pressearchive die gewünschten Informationen oft nicht liefern.


Eine besondere Herausforderung für das Sennestadtarchiv gab es im Jahr 2005. Das Sennestadt-Jubiläum führte zu vermehrten Rückfragen von Vereinen und Institutionen und auch der Tageszeitungen. Die Senne-Rundschau hat zum Jubiläum eine Sonderbeilage mit vielen Fotos aus dem Sennestadtarchiv herausgebracht. In der vom Arbeitskreis „Ortsbildpflege" im Rundbogenhaus aufgebauten Ausstellung über die Sennestadt sind Fotos und Bilder gezeigt worden, die alle im Sennestadtarchiv aufbewahrt werden. Der Film von Rolf Oberschelp „50 Jahre Sennestadt" konnte auch aufzahlreiche Sennestadtdokumente aus dem Archiv zurückgreifen.

Anfang 2020 übernimmt Wolfgang Nürck die Betreuung des Archivs von Horst Vogel, der diese Funktion 17 Jahre lang vorbildlich wahrgenommen hat.